Der verschlafene Mönch von der Konradsburg

Einst hatte ein Rittergeschlecht die Konradsburg bei Ermsleben bewohnt. Diese Grafen von Konradsburg hielt es aber nicht lange auf der Burg, sie zogen ins Selketal und erbaten die Burg Falkenstein. Das war um das Jahr 1133 und aus der Konradsburg wurde ein Benediktinerkloster, das einige Jahrhunderte Bestand hatte, dann gingen aber auch die Benediktiner und es kamen Kathäusermönche. Dann im 16. Jahrhundert erreichte der Bauernkrieg auch das Kloster Konradsburg und die aufgebrachten Bauern jagten die Mönche davon.

 

Ein Mönch aber war nicht davongelaufen, er hatte sich vor den Spießen der wütenden Bauernmeute in den Weinkeller geflüchtet. Dort hatte er sich verkrochen und war dann, vom geistreichen Nass berauscht, fest eingeschlafen. Als er erwachte, meinte er nur ein paar Stündchen verschlafen zu haben und der Durst trieb ihn zurück zum Weinfass. Aber seine Suche war vergeblich und in der undurchdringlichen Finsternis stolpert er über allerlei Dinge, bevor er endlich die Tür zu fassen bekam. Grollend und erbost über das erlittene Ungemach beschloss er sich bei seinem Abt zu beschweren und ihm von den Zuständen im Weinkeller zu berichten.  

Als er aber die Tür zu dessen Stube öffnete, oh Himmel, da winkte ihm nicht der sonst so freundliche, heilige Mann heran, nein eine Herde stinkender Säue grunzte ihn an. Entsetzt rannte er in die Kirche, aber da war kein Altar mehr, stattdessen klapperten Dreschflegel. 
Einer der Drescher machte ihm klar, dass er sich wohl verirrt habe. „Guter Gott“ rief der Mönch, „das hier ist doch aber eine Kirche!“ und dann drehte er sich um, packte sich eine Lampe und rannte zurück in den Weinkeller. 

Doch dort erblickte er, Wunder über Wunder! – statt voller Weinfässer Kohlköpfe, Möhren, Rüben und andere Feldfrüchte, die den Keller füllten und über die er zuvor gestolpert und gestürzt war. Da erschallte plötzlich eine Stimme und rief: „Du Tohr, das ist schon seit hundert Jahren kein Kloster mehr! Geh und erzähle deinen Brüdern in der Unterwelt, dass einer eurer Kollegen mit Namen Martin Luther dem Mönchswesen den Todesstoß versetzt hat!“ Da sank der Mönch nieder in einen Todesschlaf, aus dem er nicht wieder erwachte.